Carmen – Ein Kammerspiel
Lieben zwischen Leben und Tod
Oper von Georges Bizet / Henri Meilhac und Ludovic Halévy nach der Novelle von Prosper Merimée
In einer Fassung für 4 Gesangssolisten, Schauspieler, Tänzerin, Klavier und Schlagwerk (2007)
Das Inszenierungskonzept bekam den zweiten Preis beim Peter–Konwitschny–Nachwuchs-Regiewettbewerb 2005
Um Torero zu sein,
um all diese Dinge zu tun
und dabei sein Leben aufs Spiel zu setzen,
muss man verrückt sein.
Wir Toreros leben und denken anders.
Vielleicht, weil wir mit dem Tod zu tun haben.
Obwohl diese zwei Positionen, Kämpfen und Kunst,
genau entgegengesetzt sind,
treffen sie doch im Tod zusammen.
Die Liebe z.B. ist ein wunderbarer Zustand,
doch irgendwann beginnt sie, sich zu stabilisieren, zu erstarren.
Mit den Stieren ist das anders.
Es erstarrt nicht, es ist immer wie am ersten Tag.
Der Stier glänzt, damit ich glänzen kann.
Ich versuche dem Stier soviel Wert wie möglich zu geben.
Zugleich verteidige ich mich gegen ihn,
doch ich schaffe dabei ein Kunstwerk und Emotionen.
Was mich lebendig macht, ist, dass er mich töten möchte.
Antonio Lozano, Torero (1989)
Musikalische Leitung: Saori Tomidokoro
Inszenierung: Susanne Knapp
Ausstattung: Jakob Knapp
Es wird die große Geschichte von Leben und Freiheit erzählt, von Liebe und Tod mit einer kleinen, intimen Besetzung. Diese Fassung will einen konzentrierteren Blick zulassen auf das Drama der Carmen und das Rätsel der Leidenschaft.
Zauberhafte Bühneneffekte, das Spiel mit verschiedenen Raum- und Gedankenebenen und das Miteinander von Gesang und Tanz geben der Phantasie des Zuschauers Raum. Die Konzentration auf das Wesentliche und die Sinnlichkeit der Ausdrucksmittel geben dieser Carmen eine große Kraft.
Die Geschichte, die erzählt wird, ist die von Carmen und José, Carmen und Escamillo, Carmen und Zuniga, auch die von Micaela. Es ist die Geschichte existenzieller menschlicher Beziehungen. Menschen, die lieben und geliebt werden wollen, durchleben Eifersucht, Sehnsucht, Freiheit, Kampf und Tod. Die Schicksale der Figuren sind individuell, ihre Charaktere markant und unverwechselbar.
Die Figuren der Oper legen weite Wege zurück, um ihr Glück zu erreichen. Leidenswege. Liebeswege. Lebenswege. Die Spuren, die sie dabei zwischen Leben und Sterben hinterlassen, formen unsere konkrete Geschichte. Durch das Mitwirken von Tod und Leben (Tanz) erreicht die Inszenierung eine große konkrete Greifbarkeit.
Das Schicksal aller Figuren ist untrennbar an sie gekoppelt. In ihr Spannungsfeld eingebunden, wird das Einzeldrama Carmen über sich selbst hinaus gehoben und damit archetypisch.
Fotos: Stefan Pocha / Christiane Burwitz