Presse

Zur Inszenierung: Carmen

Heute: Carmen-Premiere

Putbus-Festspiele beginnen mit einer Premiere im Theater

R.A. in: Ostseezeitung, 16. Mai 2007

Die diesjährigen Putbus-Festspiele beginnen schon vor dem Eröffnungskonzert mit der heutigen Premiere einer Oper, die das Festspielthema „Liebe, Lust und Leidenschaft“ wie kaum eine andere verkörpert. „Carmen“ als Kammerspiel zu gestalten war die Idee der Regisseurin Susanne Knapp, die übrigens auf Rügen geboren ist. Mit dem Regiekonzept hat sie den zweiten Preis beim Wettbewerb um den Peter-Konwitschny-Nachwuchs-Regiepreis 2005 gewonnen.
Die Idee, eine sehr populäre Oper auf das Wesentliche zu konzentrieren und mit wenigen Darstellern auf die Bühne zu bringen, stieß im Theater Vorpommern auf großes Interesse. Die Finanzierung konnte mit Hilfe von Sponsoren so gestaltet werden, dass der Theaterhaushalt nicht belastet wird. Das Team ist jung, von der Arbeit begeistert. Die Musik reißt mit, sobald man sich an die Interpretation mit Klavier und Schlagwerk gewöhnt hat. Die ganze Geschichte von Carmen wird so erzählt wie Prosper Merimée sie in seiner Novelle aufgeschrieben hat – die Novelle, die Bizet zur Grundlage seiner Oper genommen hat.
Große Oper als Kammerspiel, das ist sicher ein interessantes Experiment. Für das Theater in Putbus ist es eine ideale Bereicherung des Spielplans, der Bedarf nach Musiktheater ist größer als das Angebot. Insgesamt sind über den Sommer verteilt acht Vorstellungen in Putbus geplant. Darüber hinaus gibt es Abstecher in Luckenwalde und Hoyerswerda …

Ungewöhnliche „Carmen“

Ekkehard Ochs, in: Ostsee-Zeitung, 18. Mai 2007

Eine ungewöhnliche Inszenierung von Georges Bizets Oper „Carmen“ bekamen die Besucher des Putbusser Theaters vorgestern Abend zu sehen mit äußerst reduzierter Handlung.
Putbus. Vorgestern im Theater Putbus: abendliches Gedränge, gespannte Erwartungen und wohl auch einige Verunsicherung über den möglichen Verlauf eines Opernabends der voraussichtlich etwas anderen Art. Angekündigt war Bizets „Carmen“ – aber in einer Fassung, die kaum an bekannte Vorstellungen von dieser großen Oper anknüpfen sollte. …
Susanne Knapp (Inszenierung) hat Bizets Meisterwerk völlig neu gefasst. Geblieben sind lediglich Carmen, Don José, Escamillo und Micaela sowie der hier von einem Schauspieler verkörperte Zuniga. Zutat ist eine Leben und Tod verkörpernde Tänzerin. Die Musik kommt vom mit Schlagwerk angereicherten Flügel. Äußerst reduziert auch die Handlung: Es geht ausschließlich um die Beziehungen der genannten Personen und damit … um Liebe in ihrer existenziellen, ja archetypischen Form…
[Man] kann sich neuen Sichten nähern, Altes hinterfragen und nach Alternativen suchen. Abzuwägen bleibt, wo der Gewinn liegt. Dem Team um Susanne Knapp bleibe also dieser Versuch unbenommen, zumal Sarah van der Kemp (Carmen), Deniz Yilmaz (José), Christian Oldenburg (Escamillo) und Yuka Yanagihara (Micaela) sowie Saori Tomidokoro (Flügel) und Marcin Lonak (Schlagzeug) den musikalischen Erfolg des Abends sicherstellten.
Spontane Zustimmung also! Für die Inszenierung? Für die Musik? Für beides? Da bleibt wohl viel individueller Spielraum. Aber das ist in der Kunst nicht das Schlechteste!

Carmen als Kammerspiel

Im Hoyerswerdaer Schlosshof fand Georges Bizets Oper viel Beifall als Sommertheatervariante

Jost Schmidtchen, Sächsische Zeitung 23.07.07

Ein lauer Sommerabend, gkrönt vom Sternenhimmel, war so recht nach dem Geschmack von rund 120 Besuchern der „Cannen“-Inszenierung des Theaters Vorpommem im Schlosshof Hoyerswerda. Die Gäste aus Putbus auf Rügen stellten sich mit Georges Bizets Meisterwerk in einer eigenwilligen, aber außerordentlich gefälligen Fassung für vier Gesangssolisten, einen Schauspieler, eine Tänzerin, Klavier und Schlagzeug vor. Die Inszenierung wurde bereits im Iahr 2005 beim Wettbewerb um den „Peter-Konwitschny-Nachwuchspreis“ rnit einem zweitem Platz ausgezeichnet.

Die zumeist jungen Künstler, alle am Anfang ihrer Laufbahn stehend, aber bereits international mit großen Verpflichtungen bedacht, hatten sichtlich Freude, vor dem gut gelaunten Hoyerswerdaer Publikum zu spielen. Im Mittelpunkt der Auffühnmg standen natürlich die großen Arien der Oper, am Klavier begleitet von Saori Tornidokoro, einer exzellenten Liedbegieterin aus dem Land der aufgehenden Sonne, und dem polnischen Schlagzeuger Marcin Lonak. Die Reihe der von weither angereisten Gesangsprominenz setzte sich fort mit Yuki Yanagihara (Micaela), ebenfalls aus Japan; ihr Partner AIec Otto (Don Jose) stammt aus Südafrika. Aus deutschen Landen kamen Sarah van der Kemp (Carmen), Christian Oldenburg (Escamillo), Rudolf Danielewicz (Zuniga) und die Tänzerin Iris Sputh, die sehr grazil Leben und Tod verkörperte.

Was den Sommertheaterabend so schön machte, war natürlich auch die Nähe des Publikums zur Bühne. So hautnah sitzt man nicht jeden Tag vor den agierenden Künstlern, denen rundum eine sehr gute gesangliche und darstellerische Leistung bescheinigt werden darf – Sängerinnen und Sänger, die gewiss vor einer langen und erfolgreichen Laufbahn stehen.

Als Höhepunkt der Inszenierung erwies sich der zweite Akt in der Kneipe von Lillas Pastia. Hier entwickelte sich der Konflikt zwischen Carmen, EscamiHo, Don Jose und Zuniga mit schauspielerischer Meisterschaft, unterstützt im Hintergrund von der Tänzerin. Ihr Mitwirken an Leben und Tod, an den Spuren zwischen Leben und Sterben, macht die Inszenierung für den Besucher greifbar. In diesem Spannungsfeld wurde das Einzeldrama Carmen über sich hinausgehoben.

Ansonsten gab es ein Wiederhören mit den vielen schönen Arien und Duetten, etwa der Habanera „Ja, die Liebe hat bunte Flügel“, der Seguidilla „Draußen am Wall von Sevilla“, dem Finale des zweiten Aktes „Auf in den Kampf, Torero!“, Don Joses Blumenarie „Hier an dem Herzen treu geborgen“ sowie der schwärmerischen Lyrik in Rezitativ und Arie der Micaela „Hier in der Felsenschlucht“. Das sich dramatisch entwickelnde Finale mit dem Duett Carmen/Don Jose „Du bist’s, lch bin’s“ begeisterte restlos.

Für die interessante Aufführung, in Hoyerswerda nach drei Spielzeiten übrigens die letzte, erhielten die Künstler sehr viel Beifall.