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Zur Inszenierung: Der Zarewitsch im Theater Vorpommern

Lehárs „Zarewitsch“ gefeiert

Greifswald – Das Genre Operette hatte am Theater Vorpommern immer viele Anhänger. Das Greifswalder Haus war jedenfalls voll am Samstag bei der Premiere. Aber Nachwuchs könnte auch hier nicht schaden. „Der Zarewitsch“ Franz Lehárs (1870-1948) wäre ein guter Einstieg. Denn dieser Operettenabend ist, nun ja, anders. Ohne Plüsch, Federhüte und Kristalllüster ist „Der Zarewitsch“ ein rundum gelungenes Gesamtkunstwerk aus Ausstattung, Erzählung, Gesang und Orchester (musikalische Leitung: Egbert Funk).

Statt kitschiger Operettenseligkeit bietet es die sensible Sicht auf die Tragödie eines Mannes, dessen privates Liebesglück für die Staatsraison geopfert wird. „Der Zarewitsch“ hat kein Happy End. „Wir waren so glücklich, das muss für das ganze Leben reichen.“ Offiziell ist der Zarewitsch ja gar kein Mensch, und Liebe kann er sich als Thronerbe sowieso gleich abgewöhnen.

Der Hit dieser Operette „Es steht ein Soldat am Wolgastrand“ ist an Melancholie und Weltschmerz schwer zu überbieten. Die Inszenierung von Susanne Knapp arbeitet mit Humor, verblüffenden Regie-Ideen und Filmzitaten, ohne zu laut zu werden. Und die Sänger der Hauptpartien, Bragi Bergthórsson (Tenor) als Zarewitsch und Liubov Belotserkovskaya (Sopran) als Sonja, waren musikalisch und darstellerisch absolut überzeugend. Herzerfrischend: Anette Gerhard mit Johannes Richter als Mascha und Iwan.

Das tragische Ende aber rumort wie ein langsam erwachender Vulkan durch drei Akte, die russische Revolution blitzt drohend durch die Szenerie, dieser sagenhaften Ausstattung von Jacob Knapp.

DER ZAREWITSCH – Greifswald, Theater Vorpommern

Operapoint, von Anna-Juliane Peetz-Ullman, eingestellt am 27.Nov. 2012

von Franz Lehár (1870–1948), Operette in drei Akten, Libretto: Bela Jenbach und Heinz Reichert, UA: 1927, Berlin Deutsches Künstlertheater
Regie: Susanne Knapp, Bühne/Kostüme: Jakob Knapp, Dramaturgie: Katja Pfeifer, Choreographie: Sabrina Sadowska
Dirigent: Egbert Funk, Philharmonisches Orchester und Opernchor,, Choreinstudierung: Anna Töller
Solisten: Bragi Bergthórsson (Der Zarewitsch), Andreas Rüdiger (Der Großfürst), Hans-Jörg Fichtner (Der Ministerpräsident), Liubov Belotserkovskaya (Sonja), Johannes Richter (Iwan), Anette Gerhardt (Mascha), Alexandru Constantinescu (Bordolo), André Pohlai (Wache)
Aufführung: 24. November 2012 (Premiere)

Kurzinhalt

Der Zarewitsch Alexej lebt in seinem Palast wie in einem goldenen Käfig. Er scheut die Außenwelt und duldet keine Frauen in seiner Nähe. Als der Zar schwer erkrankt, schmiedet der Ministerpräsident eine Intrige, um Alexej an die Beziehung zu einer Frau zu gewöhnen und ihn so für die Hochzeit mit einer fremden Prinzessin vorzubereiten: Er schmuggelt die Tänzerin Sonja als jungen Tscherkessen verkleidet in das Prinzengemach. Als der Zarewitsch den Betrug entdeckt, will er sie sofort hinauswerfen – doch weil das für sie das Todesurteil bedeuten würde, tun die beiden so, als wären sie tatsächlich ein Paar. Nach einiger Zeit verlieben sie sich ineinander und fliehen zusammen mit dem Diener Iwan und seiner Frau Mascha nach Italien. Sie verbringen einige glückliche Tage, doch dann stirbt der Zar – und Sonja verzichtet auf ihr privates Glück und die Liebe zu Alexej, um eine blutige Revolution zu verhindern.

Aufführung

… am Theater Vorpommern folgt die Inszenierung einem durchdachten Gesamtkonzept, das diesmal die öffentliche Beobachtung des fürstlichen Privatlebens durch Zeitungen und andere Medien zum Thema hat. … Bühnenelemente, Requisiten und Kostüme sehen aus, als seien sie aus Zeitungsschnipseln zusammengesetzt – selbst die Unterhose des Zarewitschs ist mit Buchstaben bedruckt. Auf dem generell dunklen Hintergrund wird stellenweise mit Projektionen gearbeitet, die Zitate aus bekannten Filmklassikern zeigen, wie beispielsweise die berühmte Treppenszene aus Sergei Eisensteins Panzerkreuzer Potemkin von 1925. An dieser Szene orientiert sich die Gestaltung der Kostüme des einfachen Volkes, mit dem weißen Kinderwagen als zentralem Wiedererkennungselement. Auch in der Choreographie tauchen immer wieder Anspielungen an Filme auf; so nehmen Alexej und Sonja während der Fahrt nach Italien die berühmte Pose von Rose und Jack an der Schiffsspitze der Titanic ein.

Sänger und Orchester

… Die Nebenrollen der Journalistinnen, Ballettmädchen und Straßenmusiker werden von Mitgliedern des Opernchores ausgeführt, der auch sonst viel Anteil am Bühnengeschehen nimmt – nicht nur dann, wenn Chorpassagen zu singen sind. Alle Chorsänger agieren mit großem Einsatz und Spaß, wie immer hervorragend eingestellt von Anna Töller, und bieten eine schauspielerische Glanzleistung. Außerdem sind alle Darsteller hervorragend zu verstehen…

Fazit

Von der sprichwörtlichen Leichtigkeit der Operette besitzt das Werk wenig, auch wenn der verhältnismäßig tiefgründige und schwermütige Stoff mit lustigen Szenen aufgelockert wird; das sonst genretypische Happy-End bleibt aus. Der dunkle Bühnenhintergrund, die Auswahl der eingeblendeten Filmszenen und die bedrückende Allgegenwärtigkeit der Presse in der vorliegenden Inszenierung verstärkt diese Ernsthaftigkeit noch. Das Publikum ist beständig hin- und hergerissen zwischen Lachen und nachdenklichem Mitgefühl – am Ende siegt letzteres. Allerdings ließen sich die Zuschauer durch die bedrückte Stimmung nicht vom verdientermaßen begeisterten und langanhaltenden Applaus abhalten. Besonders der fantastische Auftritt des Chores und seiner einzelnen Mitglieder wurde mit viel Beifall belohnt.

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Der „Zarewitsch“ kommt nach Putbus

Die Operette von Franz Lehár hat auf Rügen Premiere – als „Heimspiel“, denn die Knapp-Schwestern sorgten für Regie und Ausstattung

OZ 6. April 2013
Putbus – Bühne frei für den „Zarewitsch“ am Freitag, dem 31. Mai 2013 um 20 Uhr im Theater Putbus. Die Franz Lehár-Operette in drei Akten wurde von Susanne Knapp

meisterhaft inszeniert.

Um die bemerkenswerte Ausstattung der Bühne und um die fantasievollen Kostüme kümmerte sich ihre Schwester Jakob Knapp. Beide wurden in Bergen geboren. Sie wuchsen auf in Halle/ Saale und in Waren an der Müritz, haben aber noch immer ihre Wurzeln auf der Insel.
Erzählt wird die Geschichte vom Zarewitsch Alexej. Er hat alles, was man sich nur wünschen kann: er lebt im Luxus, ihm werden reihenweise Frauen zugeführt, und er soll bald der mächtigste Mann des Reiches werden. Was will man mehr?
Der Zarewitsch will viel mehr: Er sehnt sich nach Zuneigung, Verständnis, Liebe und würde dafür alles andere aufgeben. In der Tänzerin Sonja findet er, was er so lange gesucht hat, und wagt einen Ausbruch aus dem goldenen Käfig.
Er flieht mit ihr nach Italien in eine unbeschreiblich schöne Phantasie, wie sie nur Franz Lehár, der Meister der tragischen Operette, in Musik zu fassen versteht. Doch die Realität holt die beiden ein und es bleibt die alles entscheidende Frage: darf man als Thronfolger sein persönliches Glück über das des Staates stellen?

Nach den Premieren in den Theatern Greifswald und Stralsund waren die Kritiker des Lobes voll.

Im Internet war dazu zu lesen: „Der Hit dieser Operette „Es steht ein Soldat am Wolgastrand“ ist an Melancholie und Weltschmerz schwer zu überbieten.

Die Inszenierung von Susanne Knapp arbeitet mit Humor, verblüffenden Regie-Ideen und Filmzitaten, ohne zu laut zu werden.

Und die Sänger der Hauptpartien, Bragi Bergthòrsson (Tenor) als Zarewitsch und Liubov Belotserkovskaya (Sopran) als Sonja, waren musikalisch und darstellerisch absolut überzeugend. Herzerfrischend: Anette Gerhard mit Johannes Richter als Mascha und Iwan.“
Und Anna-Juliane Peetz-Ullman schreibt,

dass die Inszenierung einem durchdachten Gesamtkonzept folgt, „dass diesmal die öffentliche Beobachtung des fürstlichen Privatlebens durch Zeitungen und andere Medien zum Thema hat.

Bühnenelemente, Kostüme und Requisiten sehen aus, als seien sie aus Zeitungsschnipseln zusammengesetzt – selbst die Unterhose des Zarewitsch ist mit Buchstaben bedruckt. Auf dem generell dunklen Hintergrund wird stellenweise mit Projektionen gearbeitet, die Zitate aus bekannten Filmklassikern zeigen, wie beispielsweise die berühmte Treppenszene aus Sergei Eisensteins Panzerkreuzer Potemkin von 1925.“
Also: „Willkommen beim Zarewitsch“!