Zur Inszenierung: El gato con botas
Der Gestiefelte Kater ist fantasievoll und witzig
Haarlems Dagblad, 30.10.09 / Winand van de Kamp
Die neue Produktion von Opera Trionfo ist ein Märchen. Buchstäblich. Denn die charmante kurze Oper „El gato con botas“ von dem spanischen Komponisten Xavier Montsalvatge erzählt die berühmte Geschichte vom Gestiefelten Kater. Ein schlauer Kater besorgt seinem Herrn, einem dümmlichen Müllerssohn, alles was sein Herz begehrt: schöne Kleider, ein Schloss und letztendlich die Tochter vom König. Die Moral: mit einem bisschen Betrug werden Träume wahr.
Auch bildlich (im übertragenene Sinn) ist die Produktion ein Märchen. Die junge deutsche Regisseurin Susanne Knapp, Kostümdesignerin Martina Fehmer und die Illustratorin Jakob Knapp treffen den richtigen, witzigen und fantastischen Ton. Mit köstlichen, farbigen Kostümen und einem comicartigen gezeichnetem Dekor sieht die Vorstellung aus wie ein schön illustriertes Kinderbuch.
Ein drolliger König sitzt auf einem hohen und wackelnden Thron. Übergroße Puffärmel geben seiner höfischen Haltung ein possierliches Ansehen. Herrlich grotesk ist die Szene mit dem betrunkenen Riesen, der sich aus Eitelkeit von dem Kater verschlingen lässt. Keine Cats-artigen Zustände bei Opera Trionfo. Der gestiefelte Kater trägt ein streichelbares Katzenfell, aber Schwanz und Schnurrhaare werden der Phantasie des Publikums überlassen.
Wer nicht stark ist, muss schlau sein. Das gilt für den gestiefelten Kater und auch für die Hauptrollendarstellerin Laila Sbaiti. Mit ihrer vokalen Souplesse und den katzenartigen Gesten wickelt sie den Zuschauer um die Finger. Sie schnurrt und brummt, sie schmeichelt und behagt. König Wiebe-Pier Cnossen bläst hoch von seinem Thron. Niklaus Kost ist in seiner Darstellung vom bösartigen Riesen überzeugend und ergötzlich/amüsant. Müllerssohn Erik Slik und Prinzessin Sonja Volten bilden ein herzergreifendes, naives Liebespaar.
Opera: ‘El gato con botas’ (De gelaarsde kat) van Xavier Montsalvatge,
door Opera Trionfo. Di 20/10 in de Koninklijke Schouwburg
De Trouw, 23.10. 09, 20 Okt0ber Premiere in Den Haag, Anthony Fiumara
Der Katalanische Komponist, Musikkritiker und Dozent Xavier Montsalvatge (1912-2002) wurde vor allem mit seinen „Cinco canciones negras“ („5 Negerlieder“) bekannt, die er 1945 schrieb und die seitdem einen festen Platz im Liedrepertoire fanden. Dass Montsalvatge auch 3 Opern schrieb, ist außerhalb der spanischen Landesgrenzen weniger bekannt. Seine erste Oper „El gato con botas“ (Der gestiefelte Kater) wurde in den Niederlanden noch nie szenisch aufgeführt.So ein unbekanntes Juwel ist gerade etwas für Opera Trionfo.
Die klare Opernmusik von Montsalvatge klang unbestreitbar spanisch. Die Gesanglinien in „El gato” klangen hier und da beinahe folkloristisch oder exotisch, begleitet von einem sonoren aber gewürzten Ensemble mit einem Dutzend Instrumenten, unter der feurigen Leitung von Robbert van Steyn. Vielleicht ist „El gato con botas“ in seiner naiven tongue-in-cheek und seiner raffinierten Einfachheit noch am besten mit „L’histoire du soldat“ zu vergleichen – aber dann von einem Strawinsky, der an einem iberischen Strand gelegen hat.
Regisseuse Susanne Knapp hat sich für eine bilderbuchartige Inszenierung des Märchens mit comic-artigen Sprechblasen im Dekor anstelle einer Übertitelung entschieden. Nur vor jeder neuen Szene bekam das Publikum eine Zusammenfassung im Übertitelungs-Kasten zu sehen. Obwohl der gesungene Text ein untrennbarer Teil von einer Oper und eigentlich unentbehrlich ist, funktionierte Knapps expressiver Kinderbuchstil wunderbar. Die vielen jungen Kinder im Publikum waren auf jedem Fall mausestill während der Katzenabenteuer.
Das farbenfrohe Dekor und die Kostüme (ein Kammerschirm in jeder Szene als running gag) war vergleichbar mit dem expressiv spielenden Sängerensemble. Der lyrische Sopran Laila Sbaiti (in diesem Jahr Gewinnerin vom Deutekom Concours) war eine starke Darstellerin als schlauer gestiefelter Kater: eine körperliche Rolle, die sie mit vornehmer Eleganz sang und ausdrückte. Sie formte einen schönen Kontrast zum einfältigen Müller, glaubwürdig gesungen von Tenor Erik Slik (Finalist im selben Concours).
Bariton Wiebe-Pier Cnossen stahl die Show als König: unruhig, mit den Füßen zappelnd saß er wie ein Kleinkind auf seinem Thron, der einem Kinderstuhl ähnelte: was für eine Mimik und was für ein Sänger! Sopran Sonja Volten, die mädchenartige Erscheinung mit dem kräftigen Sopran hätte eine größere Rolle in der Oper haben dürfen. Aber das wusste Montsalvatge 1948 noch nicht.
„El Gato con Botas” (Der gestiefelte Kater)
Recensie Opera Gazet (nav Breda)
Oper von Xavier Montsalvatge (1912-2002) nach einem Libretto von Nestor Lujan y Fernandez (1922-1995), basiert auf “Der gestiefelte Kater” aus „Märchen von Mutter Gans” von Charles Perrault. Orchesterbearbeitung von Albert Guinovart. Weltpremiere am 10. Januar 1948 im Gran Theatre del Liceu in Barcelona. Niederländische Premiere von Opera Trionfo am 20. Oktober 2009 in der Königlichen Schauburg, Den Haag.
Die Regie von Susanne Knapp war gut durchdacht und ihre Ideen würzten das Ganze mit viel Witz. Ebenso halfen die sehr farbigen Kostüme von Martina Fehmer, um die Geschichte für Erwachsene und Kinder spannend zu machen. Drei Mimen: Femke Snel, Bas Dorlandt und Angel Liegent waren eine sehr gute Ergänzung zu den Sängern. Allen Respekt für die Szenen, wo sie auf ihren Knien liefen, um kleiner zu wirken als die Mitglieder des Hofes.
Der Gestiefelte Kater in spanischen Klängen
NRC Handelsblad, 20.10.09, K. Schauburg Den Haag, Floris Don
Schöner Schein lohnt sich, so lehrt uns das Märchen vom gestiefelten Kater. Das schlaue Haustier des armen Müllers gibt seinem Herrn durch List und Betrug das Ansehen von einem Markiesen und verkuppelt ihn so mit der schönen Prinzessin. Ende gut alles gut.
Der katalanische Komponist Xavier Montsalvatge (1912-2002) machte aus dem Märchen eine Kammeroper „El gato con botas“, die in einer Bearbeitung in der Königlichen Schauburg in Den Haag ihre späte Premiere erlebte. Einfachheit und kompakte Theatralität hat die etwa 60 Jahre alte Musik gemein mit der Operngesellschaft Opera Trionfo, die auffällt mit ihren sehr effizienten Inszenierungen.
Die deutsche Regisseuse Susanne Knapp benutzt die musikalischen Ausschweifungen optimal. Projizierte Bilder bilden ein farbenreiches Dekor, in dem die Sänger und 3 Mimen mit großen Gebärden herumkriechen, sich herumtreiben und winken. Der König ist ein bisschen gemein. Komisch prunkt das Dickerchen mit trappelnden Füssen auf einem wackelnden goldenen Gestell. Seine mausartige Tochter liegt auf 7 Matratzen, der betrunkene Zauberer gurgelt mit der Musik mit und der Müller ist ein Dummkopf. Da bleibt der Kater als der Einzige mit Instinkt und Gehirn übrig.
Niederländische Premiere – Der Gestiefelte Kater
Onderwerp: recensie Place de L opera
Der Gestiefelte Kater hatte gestern seine Premiere in den Niederlanden. Merkwürdig, dass es so lange dauern musste, denn die Familienoper ist unbedingt der Mühe wert. Vor allem in den Händen von Opera Trionfo, die mit dieser originellen Produktion wiederum ihre Fähigkeiten zeigt.
Der Erfolg der Produktion war u.a. der Regie von Susanne Knapp zu verdanken. Die Deutsche ließ das bekannte Märchen völlig Märchen sein – mit bunten Kostümen, schönen illustrierenden Zeichnungen im Hintergrund (die die Übertitelung ersetzten) und vielen witzigen Details und speziellen Effekten. Ihr leichter, zugänglicher Stil machte die Produktion besonders kinderfreundlich. Und Kinder waren da! Nicht, dass ich etwas gegen graue Operngenießer habe, aber wenn man Kinder im Foyer herumspringen sieht, fühlt sich eine Vorstellung schon als Erfolg an.
Die 5 Solisten verfügten jeder für sich über großartige Schauspielerqualitäten, womit sie auf groteske und humorvolle Weise ihre Charaktere/Personen zum Leben erweckten. Der Müllersohn, der König, der Zauberer, die Prinzessin und natürlich die Katze: alle hatten sie von Anfang an ein eigenes Gesicht. Die Katze (Laila Sbaiti) zeichnete sich aus mit ihren realistischen “Katzenmanieren”. Sehr schön zu sehen, wie sie als Mensch doch glaubwürdig Tier sein konnte. Außerdem noch ein männliches Tier. Und Erik Slik überzeugte als Müllerssohn ebenso. Er hatte regelmäßig die Lacher auf seiner Seite.
Dirigent Robbert Van Steyn nannte es eine prächtige Bearbeitung und ich kann dazu nur ja und amen sagen. Die Oper atmet einen ganz eigenen Klang mit vielen musikalischen Effekten und originellen Melodien. Wirklich anders als anders. Mit El Gato con Botas hat Opera Trionfo wieder bewiesen, eine außergewöhnliche Operngesellschaft zu sein. Es ist einfach, einer Trionfo Produktion beizuwohnen. Die Originalität, Jugendlichkeit, Frischheit, Energie, Qualität: alles zwingt einen, mit einem Lächeln die Schauburg zu verlassen.
Opera Trionfo in Märchenatmosphären
Telegraaf, von Thiemo Wind
Opera Trionfo spürt ständig wenig bekanntes Repertoire auf. Diesen Herbst reist die Gesellschaft durchs Land mit „El gato con botas“ (Der gestiefelte Kater), einer Familienoper von Xavier Montsalvatge.
Das Werk erlebte 1948 die Premiere im Gran Teatre del Liceu in Barcelona. Jetzt passt es selbst in die kleinsten Schauburgen, weil die Partitur reduziert wurde auf eine Besetzung aus Streichquartett, Blasquintett, Piano, Kontrabass und Schlagzeug. An Farbenvielfalt fehlt es bei dieser Bearbeitung nicht. Manchmal haben die Noten die Schärfe von Strawinsky, dann das entwaffnende Strahlen von Poulenc oder die Sanftheit von Puccini.
Es wird in spanischer Sprache gesungen, Übertitelung gibt es nicht, was in diesem Fall keine Einbuße ist. In der suggestiven Formgebung werden „Textblasen” verwendet, wobei es keine Worte sondern Abbildungen sind, die die Handlung und Gedanken symbolisieren. Bei der Premiere in Den Haag haben die vielen anwesenden Kinder atemlos zugeschaut und gelauscht.
Das ist auch ein Kompliment an die deutsche Regisseurin Susanne Knapp, die die Märchenatmosphäre fachkundig herbei zu rufen wusste. Schlichtes Schauspiel in Kombination mit grotesken Elementen (ein König, dessen fahrender goldener Thron einem Bademeisterstuhl ähnelt), berührende witzige Theaterideen, farbig gemalte Zeichnungen im Hintergrund, die aus einem Bilderbuch weggelaufen zu sein scheinen, schöne Kostüme und eine atmosphärische Beleuchtung.