Inszenierung

Der arme Matrose

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Oper von D.Milhaud/ J. Cocteau
Musikalische Leitung: Christoph Posselt
Inszenierung: Susanne Knapp
Ausstattung: Uta Heiseke

2003 Theater Putbus
Kulturhaus Swinoujsce (Polen)
Theater Zerbrochene Fenster Berlin

Abschied
Aber du kamst nie mit dem Abend –
ich saß im Sternenmantel.
… Wenn es an mein Haus pochte,
war es mein eigenes Herz.
Das hängt nun an jedem Türpfosten,
auch an deiner Tür;
zwischen Farren verlöschende Feuerrose
im Braun der Guirlande.
Ich färbte dir den Himmel brombeer
mit meinem Herzblut.
Aber du kamst nie mit dem Abend –
… Ich stand in goldenen Schuhen.

Else Lasker-Schüler

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Der Traum ist Lebensgerüst.
Die Nacht ist das Reich der Träume.
Der Traum ist ein Gespenst.

„Er war der beste Tänzer der ganzen Küste! Man konnte seine Füße nicht sehen!“
Ein Mythos entsteht. Ehre die Toten. Und die Träume. Denn sie machen das Leben lebenswert. Weil sie unfehlbar und glitzernder sind als alles Lebende der Hier- und Jetzt- Zeit. Die Flucht aus der Zeit!

„Ich lieb die andern Männer nicht. So ist es gar nicht mein Verdienst, dass ich allein und ehrbar leb. Wäre er hier, dann vielleicht wäre ich ihm nicht treu.“
Das Bild bleibt immer das Gleiche. Und die schöne Erinnerung, die damit verbunden ist, wird immer süßer, weil die Zeit die schöne Erinnerung schöner macht. Die Erinnerung altert nicht. Sie verletzt nicht. Sie hört zu und lächelt. Wie das Bild. Dieses Bild zu betrügen wäre Betrug. Hieße, sich der eigenen Erinnerung berauben.

„Unsre Strasse scheint mir jetzt winzig. Sie war groß, während ich fern war!“
Angefüllt mit Erinnerungen, Vorstellungen und Erwartungen. Groß, weil die Sehnsucht groß war. Nun, da die Ferne nah ist, ist die Nähe in die Ferne gerückt und erscheint fremd. Man selbst ist der Nähe fremd geworden. Und damit der Nähe fern. Die Vorstellung ist oft größer als die Wirklichkeit.

Weg von der Natur! Verfremden!
Es geht um DAS Warten, DIE Liebe, DIE Einsamkeit, DEN Traum.
Symbole sollen gefunden werden für die verborgene Wesenhaftigkeit der Dinge.
Es entsteht ein Reigen, ein fesselndes Empfinden für die Zeit.
Jede Figur muß ihren Strang verfolgen. Jede Figur hat die eigene Geschichte. Dennoch sind sie verwoben wie in einem Netz.
So wie die Räume von Traum und Wirklichkeit ineinander greifen, so greifen auch die Träume der einzelnen Menschen ineinander. Die Menschen können sich bemerkbar machen, indem sie in fremde Träume schlüpfen. In der Realität können sie sich nicht erkennen. Erst im Reich der Träume kommt es zur Begegnung.
Die Bühne bildet Traum und Wirklichkeit. Die Musik spielt mit den Ebenen. Das Spiel bezieht sich auf das Wandeln zwischen den Welten.

Fotos: Benjamin Krieg